Julia Onken, 31.01.2020
Was für ein Buchtitel: Die Anatomie des Schicksals! Dieses Buch musste ich unverzüglich kaufen und dann habe ich es gleich per Bahnfahrt zwischen Zürich und Frankfurt verschlungen – mit leichtem Bedauern, bereits nach sechs Stunden Fahrt am Ziel angekommen zu sein, da noch nicht bis zur letzten Seite gelesen.
Um was geht es? Schickt uns eine höhere Instanz ein furchtbares oder beglückendes Schicksal? Im Sprachgebrauch ist der Begriff «Schicksal» oft negativ besetzt. Wir sprechen vom «Schicksalsschlag», den es zu erleiden gilt, der uns getroffen hat, oder «das Schicksal nimmt seinen Lauf», was auch nichts Gutes in Aussicht stellt. Gelegentlich finden sich auch andere Töne, wenn es heisst, wir sollten «das Schicksal in die Hand nehmen», «das Schicksal meistern» oder gar das «Schicksal herausfordern». Bei leichten Unpässlichkeiten sprechen wir von «den Launen des Schicksals» oder gar «das Schicksal hat es gut gemeint».
Der Autor, Johannes Huber, liefert überraschende Antworten:
Nein, wir sind dem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert, sondern wir können in
die geheimnisvollen und unsichtbaren Kräfte Einblick nehmen, um damit selbst
den eigenen Lebensverlauf zu bestimmen. Das Buch führt uns aber nicht in eine verträumte
lila Eso-Szene, sondern das Gegenteil ist der Fall. Der Autor argumentiert
leicht verständlich aber naturwissenschaftlich. Zudem ist es in einer kreativen
und bildhaften Sprache geschrieben, die uns beinahe vergessen lässt, dass wir
es mit klugen und fundierten Forschungsergebnissen zu tun haben. Die
Sprachvirtuosität sprengt furztrockenes Faktenmaterial auf, und macht Lust,
über sein eigenes Schicksal nachzudenken.
Ich wünsche dem Buch möglichst viele Leser und Leserinnen.