Sorry, ich lebe immer noch

Julia Onken , 04.03.2023

Julia Onken
Julia Onken

Nein, es ist gewiss nicht böse gemeint, wenn mich Menschen verwundert fragen, ob ich denn noch berufstätig sei. Manchmal folgen gutgemeinte Ratschläge wie z. B., es wäre doch an der Zeit, kürzer zu treten. Nein, es ist gewiss nicht böse gemeint. 

Gelegentlich fragen mich auch besorgte Studentinnen, ob es denn auch mal nach meinem Ende mit dem Frauenseminar Bodensee weitergehe, denn schliesslich sei ich doch nicht mehr die Jüngste. Nein, es ist gewiss nicht böse gemeint.

Manchmal habe ich den Eindruck, ich muss mich entschuldigen, dass ich immer noch da bin. Und ich muss mich auch noch rechtfertigen, dass mir meine Arbeit unbeschreiblich viel Freude bereitet. Darüber hinaus knarrt und knirscht es weder in den Gelenken noch im Hirn, ich kann also auch diesbezüglich nicht dienen. Ich bitte also um Nachsicht, wenn ich dem Bild einer alten Frau nicht entspreche.

Ich weiss, ich weiss, es ist ja gewiss nicht böse gemeint, wenn in den Köpfen andere Altersbilder vorherrschen. Aber manchmal fehlt es vielleicht am nötigen Respekt, eine Lebensgestaltung, die sich nicht nach dem gängigen Ablauf richtet, mit 63 in Rente, anschliessend Schwäne füttern, Enkel hüten und sich nur noch über Altersgebrechen zu definieren.

Aber allen, die sich darüber wundern, dass ich noch lebe und sich sorgen machen, ob das FSB nach meinem Tode weitergeht, kann ich beruhigen:

Es ist alles geregelt.

Danke.

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