Sie sausen rücksichtslos an mir vorbei

Verena Lüthi , 04.03.2023

Verena Lüthi
Verena Lüthi

Gestern kam es in den Nachrichten: Wer täglich 11 Minuten zügig geht, verlängert sein Leben! Mach ich doch – Hund-sei-Dank! Und gebe mir gleichzeitig die Absolution für immer wieder auftauchende Ermahnungen von Liebmeinenden und auch von mir selber «mach doch endlich Sport».

Jetzt kommt sie dann wieder, die Zeit, wo schwitzend und keuchend Menschen an mir vorbeijoggen, während ich gemütlich mit meinem Hund am Fluss entlangschlendere. Oder, wenn wieder plötzlich Fahrräder rücksichtslos an mir vorbeisausen, wenn es hochkommt, mich mittels eines aggressiven Klingelns zum auf-die-Seite-springen auffordern. So gesehen lobe ich mir noch das aufdringliche stetig näherkommende Klack, Klack von Walking Stöcken.

Man sieht es ja ein: Laufen, Joggen, Schwimmen, Aquafit, Nordic Walking, Fahrradfahren etc. lässt die Pfunde schmelzen und sind zudem sehr geeignet für ältere Menschen. Es stimmt ja auch, Sport ist gesund, keine Frage.

Nur, was wenn man das halt wirklich nicht gerne macht?

Es ist ja nicht so, dass ich es nicht ab und zu probiert hätte. Ich sehe es ja ein, und ich löste sogar schon mal ein Abonnement in einem Fitness-Center, auch wenn mir Winstons Churchill’s Bonmot «Sport ist Mord» wesentlich mehr zusagte.

Doch heute gebe ich es zu, überzeugt bin ich nur vom Gehen, dies aber dafür mit viel Lust, Liebe und der Pflicht meinem Hund gegenüber.

Auch hier gibt es eine Rangliste. Am liebsten habe ich meinen Morgenspaziergang, dies möglichst früh, wenn noch nicht viele Menschen unterwegs sind.

Kaum bin ich so schön im Tramp, verselbständigt sich mein Gehirn, ich nehme die Veränderungen in der Natur wahr, schimpfe schon mal mit den Schneeglöckchen, weil sie sich bereits im Frühling wähnen und blühen was das Zeug hält. Oder freue mich über die Forsythienbüsche wo sich schon einzelne Blüten vorwitzig gelb der Sonne entgegenrecken, so sie denn mal scheint.

Dann ist es aber auch die Zeit in der meine Gehirnzellen anfangen zu rotieren, ja, sich fast schon sportlich betätigen. Ich überlege mir die Tagesaufgaben, bringe diese in eine Struktur, die ich dann nach meiner Rückkehr mit einem dampfenden Kaffee anfange umzusetzen.

Das ist mein Sport und ich sehe absolut nicht ein, warum ich dabei schwitzen soll wie ein Pferd während eines Dauergalopps oder keuchen und nach Luft schnappen, wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Wenn ich von «meinem» Sport zurückkomme, bin ich frisch, mein Gehirn ist in die Gänge gekommen und ich bin bereit für meinen Tag.

Dass dabei meine Kilos nicht purzeln ist leider so, aber immerhin merke ich auch ohne Waage, wenn ich zunehme, weil der Spaziergang sukzessive länger dauert, oder weil mir die - zugegeben kleine Steigung - doch nicht mehr ohne Kraftanstrengung möglich ist.

Dann ist die Zeit gekommen, wo ich mir auf dem nächsten Spaziergang überlege, was denn nun endlich mein ultimatives Abnehmprogramm sein könnte.

Verena 

Datenschutzhinweis
Diese Webseite nutzt externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Lesen Sie dazu mehr in unseren Datenschutzinformationen.
Notwendige Cookies werden immer geladen