Schluss mit den Schuldgefühlen

Maya Onken, 04.03.2023

Maya Onken
Maya Onken

Als sich meine Eltern trennten, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben das teuflische Elixier «Schuldgefühle» kennengelernt. Leider kündigt sich das Gebräu und seine Wirkung nicht wie ein Knallen eines Sektpfropfens an, sondern wie wenn dir jemand unauffällig im Vorbeigehen eine feine toxische Spritze setzt. Und ohne es zu bemerken, bist du mit dem Virus Schuldgefühle infisziert. Die Gedanken drehen im Kreis, unlogisch zwar, umso drängender:

«Wenn ich nicht gewesen wäre, dann…», «Wenn ich das besser gemacht hätte, dann...».

Leider hatte ich damals als 11-Jährige keine Möglichkeit, die Sachlage zu analysieren und zu erkennen, dass meine Eltern selbst entschieden haben, sich zu trennen und ich nicht daran schuld sein konnte. Damals glaubte ich, dass ich schuld daran sei, dass sich meine Eltern trennten. 

Aus dieser Schuld heraus entstanden Verhaltensweisen und Taten wie z. B. die tatkräftige private und berufliche Unterstützung meiner Mutter, sowie ein Verharren in der eigenen Ehe aus purer Angst vor erneuter Schuldanhäufung. Ebenso versuchte ich einen Abbau meines Schuldenkontos durch übermässige Grosszügigkeit im beruflichen Sektor.

Noch schlimmer ist es, dass Schuldgefühle vererbbar sind und manchmal über Generationen in Familien- oder Firmensystemen ihr Unwesen treiben. Denn nun habe auch ich mich getrennt und kürzlich kam der Gedanke auf, diese Trennung hätte auch bei meinen Töchtern die Nadel gesetzt.

Ich hoffe sehr, dass sie wissen, dass ich alleine dafür die Verantwortung trage.

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