Petra Sewing-Mestre: Manchmal in der Nacht

Petra Sewing-Mestre , 27.10.2023

Petra Sewing-Mestre
Petra Sewing-Mestre

Was spricht die tiefe Mitternacht?
Meistens nichts besonders Erbauliches. Eher so:

Da liegst du im Bett – und in deinem Kopf brennt noch Licht.

Manchmal nur zu Beginn der Nacht, immer öfter zwischen 2 und 5 Uhr,
der berühmten «Wolfsstunde», in der sich viele Menschen schlaflos
von links nach rechts und wieder zurück wälzen.

Denn der Kopf denkt und denkt und legt dabei besonders in dieser Phase
noch einmal eine «Schippe obendrauf», beim Denken. Ist ja auch so
schön ruhig, da ist er nicht abgelenkt, der Kopf – und denkt nach Herzenslust weiter.

Manchmal auch im Kreis oder von vorne und meistens sind die Gedanken
auch nicht besonders hilfreich. Sie lösen keine Probleme, bringen uns nicht
weiter, machen uns auch nicht erfolgreicher oder glücklicher. Oft ist sogar
das Gegenteil der Fall, wenn die tiefe Mitternacht mit ihrer Grabesstimme spricht.

Also, warum tun wir das?

Vielleicht, weil wir uns nachts nicht mehr ablenken können?
Von unseren schwierigen und negativen Gefühlen, von unseren Schmerzen oder von unseren Problemen?

Nachts ist alles da. Vor allem das, was wir am Tag erfolgreich ins Unterbewusstsein gedrängt haben. Jetzt ploppt es hoch, wie ein Fussball, den man versucht, unter Wasser zu drücken. Weil wir nicht weggehen können. Und dann sind wir plötzlich alleine mit unseren Sorgen, mit unserem Bedauern und unserer Scham über das Vergangene, mit Trauer, Verzweiflung und mit unseren Ängsten vor der Zukunft.

Da hat auch der Schlaf keine Lust mehr zu kommen.

Kann er oft auch nicht, weil bestimmte Körperfunktionen und auch die Hormonproduktion genau dann auf Hochtouren laufen. Was dazu führt, dass aus Mücken schon mal schnell Elefanten werden.

Und wenn wir dann die berühmten Schlaffenster verpassen – die wir zum Schlafen unbedingt erwischen müssen - weil wir gerade wieder mal mit Denken beschäftigt sind, dann redet die tiefe Nacht pausenlos auf uns ein.

Wir könnten ihr das Maul stopfen. Am Tag. Wenn wir unseren Grübelgedanken genügend Raum und Zeit geben, in uns hineinspüren, unseren Bedürfnissen bei Helligkeit auf die Spur kommen und unser Leben entsprechend dieser Erkenntnisse ausrichten.

Gute Nacht!

Petra Sewing-Mestre, https://frauenakademie-luzern.ch/

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