Maya Onken gratuliert ihrer Mutter zum 30jährigen Jubiläum

03.01.2017

Julia und Maya Onken
Julia und Maya Onken

Zum 30jährigen Bestehen des Frauenseminars Bodensee

Julia: Das Frauenseminar ist jetzt 30 Jahre alt. Du warst damals als Neunzehnjährige in der Kanti damit beschäftigt, eine gute Matura hinzulegen und hattest andere Interessen. Hast Du dennoch mitbekommen, dass ich eine Schule gründete?

Maya: Nein, das ging ziemlich an mir vorbei. Das einzige, was ich mich erinnern kann ist, dass wir auf dem Sofa sassen und du mir von dem Grundlagenlehrgang  erzählt hast und wie du ihn aufbauen wirst. Da habe ich wohl meine Liebe für didaktische Überlegungen entdeckt.

Julia: einige Jahre danach, hast Du zusammen mit Deiner Freundin die ersten zwei Semester Grundlagen zur psychologischen Gesprächsführung und Kommunikation besucht. Ihr seid mit Abstand die jüngsten Teilnehmerinnen gewesen! Was ist Dir da besonders in Erinnerung geblieben?

Maya: Mir ist im Lehrgang besonders ein Kurstag in der Erinnerung geblieben. Das war der Collagentag und das Thema Projektion ist mir so richtig eingefahren. Ich habe da Zukunftsvisionen geklebt, die ich dann angefangen habe, umzusetzen. Auch ist mir klar geworden, dass ich noch ein Grünschnabel bin und vom Leben keine Ahnung habe, als ich von den anderen Frauen erfuhr, was sie so alles erlebt haben. Das hat mir den Blick in die Welt geöffnet.

Julia: Du hast ja schon als kleines Kind einen regen Briefwechsel geführt und ausgesprochen gerne geschrieben. Deshalb war es für mich nicht überraschend, dass Du auch an einem fünftätigen Schreibseminar, das vom Frauenseminar in Schloss Wartensee durchgeführt worden ist, teilgenommen hast. Unvergesslich ist das schöne Gedicht, dass du über die Weihnachtszeit geschrieben hattest. Erinnerst du Dich noch?

Maya: Ja, das waren schöne Tage in Schloss Wartensee. Ich erinnere mich an die Vivaldi Musik, die uns am morgen geweckt hat und die ungeheure Schaffenslust am Wort, lernen damit umzugehen und eigene Ideen auszudrücken. 

Julia: Nach Deinem Studienabschluss in Germanistik gingst Du in die Wirtschaft und wurdest verantwortlich für Ausbildung und Personal. Irgendwann aber wolltest Du Dich verändern. Das war die Stunde für mich und ich fragte Dich, ob Du ins Frauenseminar einsteigen wolltest. Du kamst. Und es war die wohl schönste Zeit für mich. Zu sehen, dass die eigene Tochter in meine Fussstapfen steigt. Wie war das für Dich?

Maya: Zugegeben, ich war am Anfang sehr skeptisch. Darum wollte ich zuerst einen Probetag mitmachen, um zu sehen, ob ich mit einer reinen Frauenklasse glücklich werden kann. Es war dann aber Liebe auf den ersten Blick. Denn eine Klasse voller Frauen, die wie Schwämme jedes Wort, jeden Gedanken, jede Übung in sich aufsaugen, verdauen und etwas daraus machen, hat mich von Anfang an begeistert. Zu sehen, wieviel Potenzialentfaltung in kurzer Zeit möglich ist, hat mich an jedem Schulungstag begeistert und ist der Grund, warum ich immer noch in der Erwachsenenbildung  tätig bin.

Julia: Der Arbeitsweg von Uster nach Romanshorn war weit und es war von Anfang klar, dass wir in Uster eine „Filiale“ unter Deiner Leitung eröffnen wollten. Und für Dich kristallisierte sich allmählich heraus, dass Du das Seminar auch für Männer zugänglich machen wolltest. Nun passte der Name „Frauenseminar“ nicht mehr. Es war eine schwierige Zeit, bis Du den richtigen Firmennamen „Onken Academy“ gefunden hattest. So hatten wir irgendeinmal zwei eigenständige Firmen, die trotzdem eng miteinander verbunden blieben.Was hast Du im Frauenseminar gelernt, dass Du nun in deinem eigenen Unternehmen umsetzen kannst?

Maya: Ich glaube, ich habe von der Pike auf lernen dürfen, was es heisst, eine gute Schule zu führen. Wie Lehrgänge aufgebaut sind, auf was zu achten ist bei der Administration, welche philosophischen Überlegungen für Potenzialentfaltung unerlässlich sind, wie ein humanistisches Menschenbild in einer Institution umgesetzt werden kann und wie man auch in Durstrecken die Zuversicht ins Gelingen nicht verliert. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch dir bin ich dankbar, dass du mich einfach so ins kalte Wasser geworfen hast und dabei keine Sekunde daran gezweifelt hast, ich könne da untergehen.

Julia: Nun ist das Frauenseminar Bodensee 30 Jahre alt. Und ich bin mit 74 Jahren immer noch mitten drin. Aber eines Tages – Du weißt schon – wird der Tag kommen, da braucht das Frauenseminar eine neue Chefin. Was denkst Du darüber?

Maya: Da die Frage ja frühstens in 16 Jahren auf mich zukommt, du bist ja davon überzeugt, problemlos 90 zu werden, mache ich mir da noch keine Gedanken. Du wirst das Frauenseminar Bodensee weiterführen, mit deiner Signatur und auf jede Unterrichtsstunde deinen Stempel aufdrücken.  Und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werden wir dann sehen, was dein Anliegen ist. Ich bin da zuversichtlich (habe ich von dir gelernt) und überzeugt, dass sich prozesshaft das Richtige entwickeln wird.

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