Béatrice Stössel: Ein bisschen nachhelfen kann nicht schaden

Béatrice Stössel, 11.08.2023

Béatrice Stössel
Béatrice Stössel

Ich durfte kürzlich beim Fototermin meiner besten Freundin, als stille Beobachterin dabei sein. Sie ist kein Profimodel und keinesfalls mehr die Jüngste. Sie posierte nach Bildern aus dem Buch: «Die berühmtesten Gemälde der Welt», die man in Museen bewundern kann. Der Grund: Ihr Freund ist Maler, genauer Akt Maler. Er hat den Anspruch, seine Muse so zu zeichnen, wie sie sich im Lauf der Jahre «entwickelte». Weil sie sich aufgrund ihrer weit auseinanderliegenden Wohnorte höchstens drei bis viermal pro Jahr hautnah begegnen, braucht er gute Profi-Fotos. So gibt es über die Jahre Bilder von ihr in fast noch jugendlicher Frische und mittlerweile wandeln sich seine Zeichnungen und Gemälde zu Zeitzeugen. Sie zeigen Falten und Unebenheiten des Alters. Sie machen den Unterschied auf schöne Art und Weise sichtbar. Und das mitzuverfolgen, habe ich seit Jahren die Gelegenheit. Es gibt deshalb Nacktfotos und Aktzeichnungen aus verschiedenen Jahrzehnten. So gesehen ist es äusserst spannend und hat nach meiner Meinung nichts mit den Vorstellungen zu tun, welche in Julias Artikel beschrieben werden. Ihre Weiblichkeit und Sexualität lebt sie zusammen mit dem Maler in wunderbarer Weise. Beides wurde schöner, inniger und lustvoller. Nicht zuletzt deshalb, weil beide den Wandel ihrer Körperlichkeit bewusst wahrnehmen. Wo sie eingeschränkter wird akzeptieren sie die Nachteile, und wo die erzieherischen und religiösen Schranken wegfallen, geniessen sie alles umso intensiver. So gesehen ist wirklich nichts gegen «füdliblutte» Haut einzuwenden!

«Wahre Schönheit kommt von innen», so möchte ich auch hier provokativ ausrufen: «Stimmt nicht!» In meinem Schreibkurs, in dem ich das Stichwort «Maskenbildnerin» erhielt, lautete die Aufgabe einer Maskenbildnerin auf die Finger zu schauen. So konnte ich eine Verwandlung verfolgen, den Wandel eines nackten, lies ungeschminkten Gesichts, hin zu einer natürlichen Schönheit.

Die Maskenbildnerin – ein Profi par excellence, schminkte das Gesicht einer Frau, wie du und ich. Da gab es Augenringe, kleine dunklere Stellen, man nennt sie auch «Altersflecken» und was es in einem Antlitz sonst noch so an Unebenheiten gibt, wenn man nicht gerade Schönheitskönigin ist. Da wurde «Fond de Teint» aufgetragen, gepudert, dunkle Stellen um die Augenringe aufgehellt, mit Rouge die Wangenknochen positiv hervorgehoben und noch so einiges. Alleine auf die klitzekleine Fläche, zwischen oberem Wimpernrand bis zu den Brauen, wurden dreierlei Farben aufgetragen, wieder verwischt, sanft gebürstet. Ein paar Wimpernhärchen zusätzlich aufgeklebt und die Lippen rot gefärbt. Das alles dauerte ein Weilchen, dann war die Frau fertig für Fotoshooting Aufnahmen. Der Unterschied war auffallend und ich muss sagen: Schönheit kommt auch von aussen, und das nicht zu knapp. Wenn eine Maskenbildnerin gekonnt Hand anlegt und es versteht, die Natürlichkeit zu betonen und mit etwas Farbe die Folgen schlafloser Nächte, oder was auch immer das Leben so mit sich bringt, zu kaschieren.

Der langen Rede kurzer Sinn: Nacktheit ist nicht gleich Nacktheit und ein bisschen nachhelfen kann nicht schaden, solange man es für sich selbst tut.

Mir tat es gut zu sehen, dass man der «inneren Schönheit» mit Geschick und ein bisschen Farbe, problemlos auch äusserlich auf die Beine helfen kann.

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